Sukha: Das Glücksgefühl


Die Lehre des Buddha lässt sich anhand der Vier Edlen Wahrheiten zusammenfassen: die erste Wahrheit lehrt, dass alles Dasein elend, unbefriedigend und dem Leiden - dukkha - unterworfen ist; die zweite Wahrheit lehrt, dass das Leiden durch die das alles Leiden und alle Wiedergeburt erzeugende Begehren bedingt ist; die dritte Wahrheit lehrt, dass durch Erlöschung des Begehrens es notwendigerweise zur Erlöschung des Leidens kommt; und die vierte Wahrheit zum Achtfachen Pfad gibt die Mittel an zur Erreichung dieser Leidenserlöschung. Nichtleiden - adukkha - lässt sich als Glück bzw. Freude - sukkha - bezeichnen, als ein körperliches als auch geistiges Gefühl. Die Gefühle - vedanâ - werden im Buddhismus in fünf Klassen eingeteilt: (2) körperlich angenehm und unangenehm, (3) geistig angenehm, unangenehm und indifferent - somanassa, domanassa und uppekkhâ. Sukha entsteht durch den Kontakt mit einem der sechs Sinnesorgane und deren Objekten. Da dieser Kontakt im Wachzustand ständig stattfindet, entstehen auch stets entsprechende Leid- oder Schmerzgefühle. Mit Hinsicht auf die sechs Sinne - Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper- und Geisteindruck - lässt sich das Gefühl in sechs Klassen einteilen.

Der Buddha teilt die Gefühle aber nicht nur in die sechs Klassen ein, sondern erklärt ebenfalls klar und verständlich die Ursache des Leidens. Denn Gefühl - mag es auch ein Glücksgefühl sein! - bildet die Bedingung zur Entstehung des Begerhens - Tanhâ - , woraus wieder Anhaften - upâdâna - entsteht. Es ist schwer, das Anhaften zu überwinden. Und woran haften wir? Wir haften an diesem angenehmen Gefühl, denn wir möchten es festhalten, besitzen, nicht mehr hergeben. So ist also auch das Glücksgefühl - sukha - deshalb leidvoll, weil wir dessen Vergänglichkeit nicht akzeptieren wollen. Bei unangenehmen Gefühlen ist es eher verständlich, warum wir mit Unmut darauf reagieren. Wir leiden zum einen an den Schmerzen und zum anderen an dem Begehren auf Besserung.

Wie können wir uns nun vom Leiden befreien? Welches Werkzeug gibt uns der Buddha dazu an die Hand? Der Buddha erklärte immer wieder klar und unmissverständlich, dass es dazu des festen Willens eines Menschen bedarf. Nur wenn der Mensch intuitiv - in der Meditation - die Vergänglichkeit am eigenen Körper erfährt, gewinnt er Abstand zu seinen Gefühlen. Er erkennt die Gefühle, wie sie wirklich sind. So gehört die Betrachtung der Gefühle - vedanânupassanâ - zu den vier Grundlagen der Achtsamkeit.

Um den Stellenwert des Glücksgefühls - sukha - im Buddhismus zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass der Mensch aus fünf Daseinsgruppen - khandha – besteht. Diese sind: Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein. Sukha und dukkha zählen zu der Gruppe der Gefühle. Glück erlebt der Mensch aber auch bei den Geistesformationen. Dieses Glück – ein Gefühl der Verzückung – wird pîti genannt. Der höchste Grad der Verzückung wird in der zweiten Vertiefung jhâna – erreicht. Pîti ist auch ein wichtiges Glied, das zur Erleuchtung führt.

Beobachten wir das Glücksgefühl – sukha –, das auf Grund seiner Vergänglichkeit immer wieder in Verzweiflung, Frustration und Leiden – dukkha – endet, so verliert sein negativer Charakter an Kraft und die wahre Freude – pîti – wird an seine Stelle treten. Um diese Beobachtung erfolgreich durchzuführen, lehrte der Buddha die Einsichtsbetrachtung, die uns hilft, die Vergänglichkeit, das Elend und die Unpersönlichkeit aller körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen zu erkennen. Dann werden wir zu einem Felsen in einem reißenden Strom, unerschütterlich und voller Gleichmut: Sukha ist zu pîti geworden und wir befinden uns auf dem Weg zur Erleuchtung.





zurück