CHRISTENTUM UND BUDDHISMUS
Vergleichende und kritische Darstellung

 

Was ist der Unterschied zwischen Buddhismus und Christentum? Die Frage wird oft gestellt und es wird immer wieder versucht sie richtig zu beantworten. Zuerst sollte man eine Erklärung des Terminus "Religion" i.w.S. und i.e.S. unternehmen.

Die Religion geht vom Rationalen aus. Alle Religionen - ob primitiv, theistisch, polytheistisch oder atheistisch - gehen immer vom Rationalen aus. Warum? Um die menschliche Fähigkeit der Vernunft anzuwenden und um sich unerklärliche Fragen, z.B. Geburt, Krankheit, Alter und Tod - auf rationaler Weise zu erklären und um einen Sinn darin erkennen zu können.

Das Christentum geht vom Rationalen aus und bezieht sich primär auf den metaphysischen Bereich. Der ist empirisch gesehen nicht nachweisbar also nich zu verifizieren und enthält deshalb die Prinzipien der Dogmatisierung. Der Buddhismus geht in der Betrachtung vom Rationalen zum Realen über, was einer Verifizierung aller dargestellten Axiome gleichkommt. Dabei ist die Selbstverantwortung und Selbstgestaltung auf das individuelle Ego (Persönlichkeit) fokusiert und das kollektive Ego (Gemeinschaft) um vieles entmachtet und reduziert worden.

Dadurch bedingt kann es keine Probleme oder Konfrontationen mit dem Christentum oder anderen Hochreligionen geben, da sie sich auf zwei ganz verschiedenen Ebenen bewegen. Die im Cristentum ist die metaphysische Ebene und die im Buddhismus ist die Realitätsebene. Die Realitätsebene ist die Bestätigung der Thesen durch die individuelle Selbsterkenntnis der absoluten Realität. Auf der metaphysichen Ebene bleibt es jedem Individium freigestellt, diesen "Glaubensaspekt" im Wirkungskreis des "freien Willens" zu behalten. Auf der Realitätsebene, heißt es an sich zu arbeiten um obengenanntes zu erreichen. Es gilt diese überzeugenden Lehrsätze der Geisteskonzentration- und reinigung anzuwenden, um dadurch zur Erkenntnis von deren Wirksamkeit zu gelangen.

Alle Religionen auf dieser Welt haben einen gemeinsamen Nenner, der eine psychologische Regulierungsfunktion in den Lebenskrisen des Menschen darstellt. Alle Krisensituationen, spezifisch beim Tode und dessen Hinterbliebenen, stellen eine enorme psychische Belastung dar. In diesem Falle haben die Religionen, deren Kulte und Ritule die Aufgabe diese Schmerzensphasen zu verringern und zu mildern, indem sie die Sinnhaftigkeit des Weiterlebens klarmachen und dadurch die Zuflucht in bestimmte Ideale (Gott, Beschützer, Retter, Heiler, Erlöser) projizieren.

Wie oben erwähnt, haben alle Religionen (inkl. des Buddhismus) diese Aufgabenstellungen zu erfüllen. Wir werden jetzt eine kritische Betrachtung auf das heutige Christentum anwenden. Mit dem gegenwärtigen Zeitgeist bekunden wir, daß bestimmte, wichtige Werte nicht mehr anzutreffen sind, die vergessen oder verloren wurden, und eine geistige Leere in diesen Kulturen darstellt. Gerade die schwerste Zeit des Lebens, der Tod, das Ableben, das sich müssen Trennen von den Geliebtesten, das übergehen in eine neue Lebensexistenz ist für alle sehr leidvoll. Es wird jetzt größtenteils verdrängt, negiert und durch den Nihilismus ersetzt.

Der Nihilismus besitzt keine Ethik mehr im Sinne eines besseren Lebens im Hier und Jetzt und Danach. Es treten dadurch amoralische Tendenzen auf, die geprägt wurden durch grenzenloses Begehren (Kapitalismus) und Abneigungen (Kommunismus). Unzählige anderer negative Eigenschaften im Individium und in der Gesellschaft werden verstärkt und dabei deutlich der destruktive Charakter dieser Gesellschaft aufgezeigt.

Der Buddhismus könnte durch die These der Realitätsfindung dieses Vakuum öffnen, es ausfüllen und dabei dem Menschen helfen zu sich selbst zu finden, zum "wahren Ego" zum eigentlichen Sinn des Lebens zurückzukommen. Dabei die Identität, das Selbstvertrauen, die Selbstverantwortung und die Selbstheilung um vielfaches dabei gestärkt wird. Das ist möglich, wenn man diese Methode der Geistessammmlung und Geistesreinigung anwendet, die noch in ihrer methodischen Klarheit in der buddhistischen Lehre und in den noch lebendigen buddhistischen Kulturen vorhanden ist.

Diese so bedeutenden Werte wie der "Reinheit", der "Reinigung" und der "Reinwerdung" basieren auf der wahren, autonomen und universellen Ethik (pañcasila) im Buddhismus. Diese wird durch die praktische Anwendung von einer universellen zu einer individuellen Ethik entwickelt, und führt zu einer prägenden Selbsterfahrung die dann im täglichen Leben gelebt werden kann. Die Ethik ist die Reinheit, deren Basis die Geistessammlung darstellt. Damit kann der weitere und letztendliche Schritt der Geistesläuterung ausgeführt werden, um die wahre, absolute Glückseligkeit in diesem Leben zu erreichen.

Durch das Erkennen, und der Einsicht in den wahren Ablauf des Daseins in einem Selbst lösen sich alle Konflikte. Diese Konflikte gingen in der Vergangenheit wie in der Gegenwart immer vom Geiste aus, da alles von diesem ausgeht und die Ursache des Übels der Leiden und der Konflikte im Leben darstellt. Der Buddha erkannte diese Ursache und wie diese aufzuheben sei. Wird sie aufgehoben so erlöscht das Leiden, mit dieser Erkenntnis ausgestattet konnte er überzeugend lehren und diese tiefsinnige Lehre (Buddha-Sasana) über 2500 Jahre bestehen bleiben.

Die negativen oder positiven Impulse, bilden im Bewusstsein des Egos den Anfang und die Resultate. Die Wirkungen manifestieren sich dann auf angenehmer oder unagenehmer Weise im täglichen Leben in verbaler und/oder Handlungsebene. Durch die Unwissenheit und der Verblendung mit der der Mensch auf die Welt kam wie z.B., "daß er im Recht und der andere im Unrecht sei und schuldig ist". Daraus ergeben sich logischerweise ohne der Ethik, der eigentlichen Selbstregulierung, als Wirkung diese Konflikte die schlecht für einen Selbst und für die Umwelt sind.

Besonders durch die Aufklärung des Menschen in unserem Kulturbereich behält die christliche Kirche durch ihre blinde, dogmatische Lehrgebung kaum mehr einen Einflussbereich aufrecht, da sie in ihrer Dogmatisierung jede empirische Erkenntnis negiert und beiseite schiebt. Die dogmatische, autoritäre Ethik verliert an Einfluss zum Menschen und damit an Wahrheitsgebung und Identität Wertstellung, der Selbstverantwortung und dem Selbstvertrauen, sowie in der Methode der individuellen Geisteskultivierung liegt. Diese Geistekultivierung- und läuterung fehlt völlig in diesem derzeitigen Zustand dieser "materialistischen Kultur". Dieses geistige Vakuum unterstützt die Destruktionsfaktoren von Drogen-, Alkohol-, Pillen- und Vergnügungskonsum um vieles mehr. Dieser Sumpf der Unwissenheit zieht einem langsam aber sicher immer tiefer ins Leiden und ins Chaos. Die positive Kraft und Stärke des Einzelnen wird eliminiert und fördert dadurch diese Konflikte im Kleinen und im Großen.

Was sind Konflikte? Sie sind auf jedem Fall negative Geisteszustände, die ein amoralisches Verhalten zum Nächsten aufzeigt und die Egozentrik verstärkt. Jede Egozentrik ist amoralisch, im Vergleich dazu ist jede ethische Handlung Ich-los. Durch die Implikation des "Ich" sind keine ethischen Handlungen in Gedanken, Worten und Taten anzutreffen.

Jetzt kommen wir wieder zurück zu unserer so wichtigen und deutlichen Unterscheidungsgebung dieser zwei Religionen und stellen dabei fest, daß es nie Kontroversen geben wird zwischen dem Christentum und dem Buddhismus. Sie befinden sich zwar auf zwei verschiedene Ebenen, aber beide besitzen die gleiche Basis der Ethik. Es kann nicht behauptet werden, daß dies eine christliche, islamische oder buddhistische Ethik sei, da die Reinheit in den positiven, altruistischen, ethischen Handlungen manifestieret wird. Egal in welchem Rahmen, in welchem Namen, in welcher Ideologie oder Dogma sich diese Reinheit der Ethik befindet.

Es kann keine Konflikte zwischen dem Buddhismus und den anderen Religionen geben, da der Buddhismus in das Bewusstsein eingeht und daraus die Belehrung hervorgeht. Wir können also zustimmen, daß spezifisch der Mensch ein Bewusstsein besitzt. Darum besitzt der Buddhismus in der Theorie eine Tiefenpsychologie oder besser gesagt eine "Tiefengeisteskunde" weshalb es für uns so beeindruckend ist. Auch in der praktischen Ausführung dessen - egal in welcher Kultur und Idealbereich sich das Individuum gerade befindet, und die Geistesreife des Individuums ist es erfahrbar und tiefgehend. Es ist daher für jeden Menschen anwendbar und alle können dadurch die wahre Glückseligkeit in sich selbst erarbeiten.

 




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